JAHRESBERICHT 2021
anlässlich der Online-Mitgliederversammlung am 05.03.2022
A. Arbeit in Deutschland
1. Vorstandsarbeit
Der Vorstand verständigte sich im Jahresverlauf telefonisch, per E-Mail und mittels Zoom-Konferenzen über die anliegenden Fragen.
2. Projektberichte 2019/2021
Projekt des Jahres 2019
Projekt Nzibira / BEST (Bureau d‘Etudes Scientifiques et Techniques, Bukavu)
Ansprechpartner: Stanislas Lubala
„Begleitung und Unterstützung der Gruppen kürzlich alphabetisierter Frauen von Nzibira durch die Einführung von Gemüseanbau rund um die artisanalen Minen – ein Beitrag zur Autonomie der neu alphabetisierten Frau.“ Fördersumme € 2481, überwiesen im Mai 2019. Projektbeginn: August 2019, Laufzeit 1 Jahr.
In diesem Projekt werden Frauengruppen, die sich im Umfeld der artisanalen Minen im weiteren Umland von Bukavu befinden, im Anbau verschiedenster Gemüse unterstützt. Mit dem Verkauf der Ernte sollen sie die Möglichkeit bekommen, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. (Die ausführliche Projektbeschreibung kann im Jahresbericht 2020 nachgelesen werden.)
Zur MV 2020 hatte das Projekt einen ausführlichen Zwischenbericht für die Periode August 2019 bis Februar 2020 vorgelegt. Die Restlaufzeit des Projekts von März bis August 2020 war durch die Corona-Epidemie erheblich gestört. Corona führte auch im Süd-Kivu ab dem 18.03.2020 zum Lockdown und zur Schließung von Schulen. Besuche des Projektverantwortlichen Stanislas Lubala vor Ort waren nicht mehr möglich. Anstelle eines regulären Abschlussberichts wurde am 25.02.2021 ein „Bericht gemäß der aktuellen Lage“ vorgelegt.
Stanislas Lubala schlug ein Folgeprojekt vor mit einer Projektlaufzeit von 2 Jahren.
Zur Planung eines neuen Projektes ist es bisher nicht gekommen, da bei ProKivu bisher Skepsis herrschte, ob das neue Projekt angemessen begleitet werden kann.
Außerdem lag bis zu dem Zeitpunkt noch kein Finanzbericht vor.
Inzwischen wurde im November 2021 der Finanzbericht nachgeliefert und vom Vorstand akzeptiert.
Projekt des Jahres 2021
Projekt Marafiki wa Mazingira ( kisuaheli = Freunde der Umwelt) in Kaziba (MWM)
Ansprechpartner : Heinz Rothenpieler, Organisation : Lernen – Helfen – Leben (LHL), Düsseldorf
Fördersumme € 2400, überwiesen im Mai 2021, Projektbeginn : Juni 2021, Laufzeit 1 Jahr.
ProKivu hat dieses Projekt mit Hilfe von Heinz Rothenpieler unterstützt, der sehr viele Kontakte in den Süd-Kivu hat und zu normalen Zeiten regelmäßig dorthin fährt.
Bei «Marafiki wa Mazingira » handelt es sich ursprünglich um ein Konzept des « Waldkindergartens », das Innocent Balagizi in Deutschland kennengelernt und im Süd Kivu eingeführt hat. Inzwischen gibt es diese Gruppen in 10 Orten, sie setzen sich aus Schulkindern und älteren Jugendlichen zusammen, die die Gruppen anleiten. Sie werden von LHL unterstützt. ProKivu hat eine dieser Gruppen in Kaziba übernommen. Durchgeführt und überwacht wird die Arbeit von 2 kleinen Umweltorganisationen vor Ort, namens IPE (= Initiative pour la Protection de l’Environnement) und APIK (= Association pour la Promotion des Initiatives du Kivu).
Heinz Rothenpieler kennt beide Organisationen mit ihren Ansprechpartnern persönlich, so dass es für ProKivu am sinnvollsten war, die Unterstützung über ihn zu organisieren.
Ziel von Marafiki wa Mazingira in Kaziba :
die Kinder zu aktivieren, ihre Umwelt zu schützen und die Natur wieder herzustellen
die Kinder beim Gemüseanbau und der Kleinviehhaltung zu unterstützen
Aktivitäten :
Sämlingsproduktion :
2860 Sämlinge wurden produziert und gepflanzt, 1500 Sämlinge « Pinus Patula », 1000 Sämlinge « Grevilea Robusta » und 360 Sämlinge Polycia Foulva ».
Obstbäume : Produktion und Pflanzung von 2500 Pflaumenbäumen und 5000 Maracujapflanzen.
Diese sollen später als einkommensschaffende Maßnahme dienen.
Kleinviehhaltung :
50 Kaninchen wurden an 17 Haushalte verteilt, 3 Kaninchen pro Haushalt. Nach 4 Monaten gibt jeder Haushalt 3 Kaninchen an einen weiteren Haushalt ab. Nach einem Jahr sollen dann 200 Kaninchen in den Gruppen von MWM an 68 Haushalte verteilt sein.
Um alle diese Aktivitäten zu verwirklichen, wurden die Kinder in den Gruppen von IPE und APIK ausgebildet. Als Verstärkung für die Ausbilder wurden zusätzlich 6 Jugendliche als Chefs der einzelnen Arbeitsgruppen ausgebildet.
B. Aktuelle Situation in der DR Kongo
Nach den Informationen des ÖNZ (Ökumenisches Netzwerk Zentralafrika) vom Februar 2022 ist der Osten der DR Kongo seit mehr als 25 Jahren von anhaltender Gewalt geprägt. Man schätzt, dass 122 verschiedene bewaffnete externe Milizen und lokale Gruppen in der Region aktiv sind und sich mit Gewalt am Rohstoffhandel bereichern. Auch die kongolesische Armee ist daran beteiligt.
Seit Mai 2021 hat Präsident Tshisekedi im Norden des Kivu das Kriegsrecht für zunächst 30 Tage erlassen, um die Gewalt in der Region einzudämmen. Im Februar 2022 wurde es zum 16. Mal verlängert. Seitdem regiert das Militär, was aber nicht zu einer verbesserten Sicherheitssituation der Bevölkerung geführt hat sondern zum Gegenteil. Die gewaltsamen Übergriffe auf die Bevölkerung sind noch angestiegen. Die Versammlungsfreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Medienfreiheit sind eingeschränkt. Stattdessen leben die Sicherheitskräfte und bewaffneten Gruppen weiterhin in Straffreiheit selbst nach gravierenden Menschenrechtsverletzungen. Allein im Ostkongo gibt es laut aktuellem UN-Bericht 5,7 Millionen Binnenflüchtlinge.
Die nächsten Präsidentschaftswahlen im Jahr 2023 werfen schon ihre Schatten voraus: Menschenrechtsaktivisten und kritische Journalisten werden verfolgt. In den letzten Wochen wurden drei Journalisten ermordet, die zum Kriegsrecht und Verfehlungen der Armee recherchiert hatten. In der Hauptstadt Kinshasa werden immer wieder friedliche Demonstrationen verboten oder auch gewaltsam beendet.
Im Süd-Kivu nimmt wieder die Gewalt gegen die Banyamulenge zu.
Stanislas Lubala, unser Ansprechpartner im Nzibira Projekt schildert seine Sicht der allgemeinen Lage in Bukavu:
Pandemie:
Zu Beginn glaubten viele Menschen nicht an die Existenz der Pandemie. Auf den Dörfern meinte man, das sei eine Städtekrankheit. Erst als es die ersten Todesfälle gab und Lockdowns verhängt wurden, fing man an, die Krankheit ernst zu nehmen. Die Bevölkerung zeigt eine große Abneigung gegen das Impfen. Hauptsächlich ließen sich die Mitarbeitenden der Humanitären Organisationen und die Kaufleute, die oft nach Asien reisen, impfen. In einigen fundamentalistischen Kirchen wurde gegen das Impfen gepredigt. Insgesamt ist die Impfrate sehr niedrig. Einige Krankheiten, die durch mangelnde Hygiene verursacht werden, sind zurückgegangen( z.B. Krätze, Durchfall ).
Ernährungslage:
Die Ernährungslage hat sich durch die geringe landwirtschaftliche Produktion aufgrund der Unsicherheit durch die Milizen sehr verschlechtert. Es gibt viele unterernährte Kinder.
Situation in den Schulen/Universitäten:
Die Regierung hatte als Wahlversprechen kostenlose Schulbildung zugesagt, aber nie verwirklicht. Das führt zu Unruhen zwischen Lehrpersonal und Elternschaft. Die Studierenden sind politisiert, es gibt Schwierigkeiten zwischen den verschiedenen Volksgruppen.
Sicherheitslage:
Es gibt viele Entführungen mit Lösegeldforderungen und Überfälle auf Fahrzeuge auf den Nationalstraßen zwischen den großen Zentren. Die Geldwechsler in Bukavu leben gefährlich. Im Hochland von Uvira, Fizi und Mwenga sind Kämpfe gegen ausländische bewaffnete Gruppen aus Ruanda und Burundi ausgebrochen. Das beunruhigt die Bevölkerung sehr.
C. Ausblick auf das Jahr 2022
Auch wenn die allgemeine Lage in der DR Kongo sehr schwierig bleibt, können wir doch in kleinen Projekten sinnvoll arbeiten. Die Organisation BEST bereitet mit Stanislas Lubala ein neues Nachfolgeprojekt vor und auch Herr Rothenpieler würde gerne ein weiteres Wiederaufforstungsprojekt mit unserer Hilfe unterstützen.
Hildesheim, den 27.03.2022
Emmeli Bohnsack